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Mit Carolinë Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer (AT),  Alessia Olivieri, Christelle Boulé, Corinne Futterlieb (CH)

Vernissage, Samstag, 9. September 17 Uhr / Ausstellungsrundgang mit den Künstlerinnen Sonntag, 10. September 11 Uhr / Unterstützt von von Österreichisches Kulturforum Bern & Pro Helvetia

Zeitgenössisch, technikaffin, weiblich – wie lange hält sich das Klischee noch, dass Fototechnik männlich sei, während schon lange Frauen in der Praxis aktiv sind? Kann man Fototechnik gendern? Ja! Mit der fortlaufenden Ausstellungsreihe wird der hartnäckig männlich konnotierten Fototechnik ein weibliches Pendant an die Seite gestellt: FOTOTECHNIKA. Dazu laden die vier Initiatorinnen Carolinë Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohraueraus Österreich drei Schweizer Künstlerinnen ein, sich mit den Herstellungsbedingungen der Fotografie bzw. konkret mit dem Thema „Fototechnik“ zu beschäftigen, und diese nicht nur praktisch anzuwenden, sondern als künstlerisches Bildmotiv zu verstehen: Alessia Olivieri, Christelle Boulé und Corinne Futterlieb.

Foto- bzw. Bildbearbeitungstechniken sind für die Künstlerinnen, die im Photoforum in Biel zusammenkommen, nicht nur eine selbstverständliche Notwendigkeit im beruflichen Alltag als Künstlerinnen, Lehrende oder Laborantinnen, sondern Fototechnik ist für sie der Anlass unzähliger Experimente und entsprechend auch das Motiv in ihren künstlerischen Arbeiten. Denn: wer sein Medium liebt, ergründet sein Wesen und versteht seine Technik. Welche Bilder entstehen, wenn die Fototechnik das Motiv ist? Wenn Corinne Futterlieb Silber aus verbrauchten Fixierbädern zurückgewinnt und eine eigene Anlage dafür baut? Wenn Alessia Olivieri mit Hilfe eines Elektronenmikroskops tief in analoges Negativmaterial eindringt, wenn Claudia Rohrauer das fotografische Korn von Schwarzweißfilmen so lange provoziert, bis es das Abgebildete überlagert und selbst zum Motiv wird oder Lisa Rastl den Akt des Reproduzierens demonstrativ vervielfältigt? Wie kann Christelle Boulé etwas in Bilder übertragen, das nicht sichtbar ist? Und welche eindeutigen Genderzuschreibungen findet Carolinë Heider in Handbüchern zur Fotografie, die sich bis heute an eine überwiegend männliche Leserschaft richten?

Die meisten Arbeiten entstehen eigens für die Ausstellung, insbesondere auch die Selbstporträts der Künstlerinnen (eine Fortsetzung von Gruppenbild mit Damen und Kameras), in welchen sie ihre technischen Affinitäten durchaus humorvoll mit der eigenen Person verschmelzen, mit Kamerastativen spielen, eine KI füttern oder am Ende des Tages die Laboreinrichtung putzen.

  • „Das Labor hat mich gelehrt, hinter das Material zu schauen.“ (Corinne Futterlieb)
  • „Synesthesia ist der Versuch, einen neuen Link zwischen dem Seh- und dem Geruchsinn herzustellen.“ (Christelle Boulé)
  • „Ich wollte sehen, was im Herzen der lichtempfindlichen Fotoemulsion passiert.“ (Alessia Olivieri)
  • „Die Bruchlinie zwischen Technik und Inhalt ist das Fotografische höchstpersönlich.“ (Claudia Rohrauer)
  • „Die strengen Auflagen der Reproduktions- und Objektfotografie provozieren mich, sie wörtlich zu nehmen.“ (Lisa Rastl)
  • „Vaseline, Strümpfe oder Siebblenden – weichgezeichnetes Licht steht für Schönheit und Weiblichkeit“ (Carolinë Heider)
  • „Promptwriting ist die neue Fototechnik, damit KIs Bilder aus Texten generieren können.“ (Ruth Horak)

Die Initiatorinnen der Ausstellungsreihe Carolinë Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl und Claudia Rohrauer arbeiten seit 2019 zusammen und laden immer wieder Gastkünstlerinnen ein, die die Fotografie als Denkraum verstehen und Apparate, Bildprozesse, Materialien, Fachliteratur etc. zum Ausgangpunkt für ihre künstlerische Arbeit nehmen. Die Ausstellung in Biel/Bienne ist der fünfte Teil einer fortlaufenden Reihe, zwei Publikationen sind bisher entstanden: FOTOTECHNIKA und Fotografie als Motiv, letztere wurde mit zwei Medaillen für schönste Bücher ausgezeichnet. Siehe auch: https://www.fotografie-als-motiv.com/