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Das Photoforum freut sich, die Einzelausstellung Retour à Helwan – La Maison des vivants [Rückkehr nach Helwan – Das Haus der Lebendigen] von Céline Burnand, einer in Kairo lebenden Schweizer Künstlerin, zu präsentieren.

Ihre künstlerische Praxis ist inspiriert von ihrer Ausbildung in bildender Kunst sowie in visueller Anthropologie und Literatur. Häufig sind ihre Arbeiten eine Untersuchung und neigen dazu, eine bestehende visuelle Darstellung zu rekonstruieren oder wiederherzustellen. Ursprünglich wurde ihre Forschung durch das Schicksal und das Werk von Aby Warburg inspiriert, „einem deutschen Intellektuellen, der die ästhetische Herangehensweise an die Kunstgeschichte durch seine Suche nach einer ‚Diagnose‘ des westlichen Menschen, der um die Heilung seiner Widersprüche kämpft, revolutionierte“. Er verbrachte fünf Jahre wegen einer Psychose in einer Privatklinik und schuf zwei unvollendete Projekte, den Mnemosyne-Atlas, „etwa vierzig Leinwände, auf denen Tausende von Fotografien zu ikonografischen Themen seiner Forschungen befestigt sind“, und seine immense Bibliothek, „in der die Werke nach dem Prinzip des ‚guten Nachbarn‘ geordnet sind, wonach die Lösung des Problems nicht in dem Buch zu finden ist, das man sucht, sondern in dem, das daneben liegt“. [1]

In derselben Logik der Infragestellung eines westlichen, kartesianischen, christlichen und neokolonialen Erbes stellt Céline Burnand einerseits ihr Familienarchiv und ihr visuelles Erbe in Frage, andererseits verfolgt sie seit 2013 die Figur der Schlange in verschiedenen soziokulturellen Kontexten (die religiöse Zeremonie von San Domenico in den Abruzzen (Italien) oder im Rahmen des Sufi-Festes von Rifa’i in Ägypten) und konzentriert sich dabei auf die subversive Kraft dieses Symbols bei der Wiederherstellung der Beziehung zum anderen, insbesondere durch kollaborative Praktiken.

Der Ausgangspunkt dieser Ausstellung ist das Fotoarchiv ihres Urgroßvaters René Burnand (1882-1960). Der Schweizer Schriftsteller und Arzt, Tuberkulosespezialist und Direktor des Sanatoriums von Leysin, folgte dem Ruf des ägyptischen Königs Fouad I., der einen Kandidaten für die Leitung eines Krankenhauses für Tuberkulosepatienten suchte. Von 1926 bis 1929 leitete er die Sanierung und den Betrieb eines Sanatoriums in Helwan (südlich von Kairo). Sein persönliches Archiv umfasst 700 Fotos und mehrere Bücher über diese Episode seines Lebens.

In der Ausstellung werden die Archive von René Burnand im Dialog mit Foto- und Videobildern präsentiert, die von Céline Burnand produziert wurden, oft in Zusammenarbeit mit ägyptischen Freunden oder Nachkommen von Burnands Mitarbeitern. Sie kehrt an den Ort des Sanatoriums zurück, der heute eine Ruine und in den Händen der örtlichen Mafia ist, und filmt Tänzer*innen, Schauspieler*innen und Statist*innen in einer zeitgenössischen und fiktiven Neuinterpretation der Geschichte des Krankenhauses und seines Erbes.

Anhand von Studioporträts ihrer Freund*innen und Bekannten erforscht sie die historischen Codes der westlichen fotografischen Porträtkunst und deren Auswirkungen auf die Darstellung der ägyptischen Bevölkerung und ihrer Identität. Ohne eine endgültige Lösung anzustreben, setzt sich die Ausstellung mit Themen wie der kollektiven und familiären Geschichte sowie der Beziehung zwischen Medizin, kolonialem Erbe und visueller Kultur auseinander.

Kuratiert von Danaé Panchaud

Die Ausstellung wird unterstützt von der Stanley Thomas Johnson Stiftung, Pro Helvetia, der Ernst Göhner Stiftung, der Volkart Stiftung und der Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung.

[1] Eduardo Mahieu, La guérison infinie, de Ludwig Binswanger et Aby Warburg, in L’information psychiatrique, 2007/4 (Volume 83), pages 316 à 318.

Alle Bilder: Céline Burnand, Retour à Helwan – La Maison des vivants, 2021