Podcast

Forum-Talks

Forum-Talks ist die neue Podcast-Serie vom Photoforum Pasquart, gehostet von Ursina Leutenegger. Der Podcast stellt KünstlerInnen und TheoretikerInnen im Bereich der Fotografie vor, die das Programm des Photoforums inspiriert haben. Die verschiedenen Episoden geben Einblicke in ihre Forschung, Arbeit und fotografische Visionen und diskutieren die Rolle fotografischer Bilder in der heutigen visuellen Kultur sowie deren kritisches Potenzial bei sozialen Fragestellungen.

Podcast-Link

© Andrea Diefenbach, Land ohne Eltern (Country without parents), sportclass

© Hertta Kiiski, I was an apple and I got peeled – but it was a good thing (Stones)

© Dominic Nahr, South Sudan, Bentiu, 2015

© Susanne Kriemann, Lokalisierung radioaktiven Jods auf ungefärbtem Stoff, RG 434-LB

FLARE

FLARE als Printmagazin (2016-2017) und Onlineplattform (tumbler, 2016-2019 & Medium, 2020) erweitert und ergänzt den Ausstellungsraum des Photoforum Pasquart. FLARE stellt Verbindungen zwischen dem Digitalen, dem Gedruckten und den Ausstellungen her und zeigt Kollaborationen mit FotografInnen, ExpertInnen verschiedenster Disziplinen sowie der Bieler Bevölkerung. Digital werden Hintergrundinformationen, Werkstattberichte sowie kontextuelle Erweiterungen zu einem Hybriden verbunden, welcher über das Jahr weiter wachsen wird.

Seit 2020 ist eine Auswahl unserer Texte, die anlässlich der Ausstellungen und unserer Forschung geschrieben wurden, auf Medium verfügbar.

In der ersten Printausgabe von FLARE, dem Magazin des Photoforum Pasquart, widmen sich vier Bildschaffende sowie fünf Autorinnen unterschiedlichen Aspekten der Grenzziehung und des Auslotens von Zwischenräumen.

In der zweiten Printausgabe von FLARE, haben wir vier Bildschaffende, eine Autorin und zwei Wissenschaftler eingeladen, Essays, Aufsätze und Gedichte für dieses Themenheft beizusteuern. Familie und Gemeinschaft, insbesondere deren gesellschaftliche und künstlerische Erscheinungsformen, stehen dabei im Fokus.

Statement

Die Fotografie, an die sich viele gerne erinnern, z.B. als Portraitfotografie oder Dokumentationsmedium, existiert heute vielgestaltiger – Bilder werden immer zahlreicher produziert, verteilt, verwertet – von jeder und jedem – überall. Nicht nur die materielle Basis der Fotografie hat sich im Zuge der Digitalisierung aufgelöst; auch inhaltlich ist die Beschäftigung mit diesem Medium nicht mehr an eine Wahrheitsbehauptung geknüpft, sondern immer eine Verhandlung an den Grenzen zwischen Authentizität, Indexikalität und der subjektiven Sichtbarmachung vielgestaltigen Realitäten. Die Fotografie verändert sich in rasantem Tempo und reizt die Grenzen verschiedener Felder aus: Computertechnologien, die Verarbeitung von Daten und die Verbindungen von Netzwerken führen dazu, dass Fotografien schnell entstehen, verbreitet und kombiniert werden können. Seit die digitale Fotografie die Rahmenbedingungen aufgelöst hat, sind die Veränderungen und Ausformulierungen immer weniger voraussehbar. Die klassische Fotografie setzt immer zwei Personen voraus: den Fotografen und den Betrachter. Heute, im Zeitalter digitaler Fotografie, können diese Voraussetzungen nicht mehr in klaren Grössen definiert werden. Als Betrachter von Fotografien sind sie für uns nicht mehr gleichermassen sicht- und erfahrbar. Durch unterschiedlichste Aufnahmetechniken, die Kombination von LIDAR-Daten (die Gesichter und Objekte auf Bildern wiedererkennen), Technologien aus den Bereichen der virtuellen und semantischen Realität sowie der künstlichen Intelligenz ergeben sich Geflechte, die für uns kaum fass- und vorstellbar sind. Die Kamera der Zukunft ist nach Taylor Davidson nicht mehr nur Gerät, sondern App oder Software, die Daten unterschiedlichster Sensoren sammelt. Diese Verknüpfungen generieren, verteilen und verwerten ständig sowohl aktiv wie passiv Unmengen von Daten, die wir nicht mehr eindeutig der fotografierenden Person zuschreiben können, sondern eben als Produkt eines vernetzten und vielgliedrigen Prozesses betrachten müssen. Aufmerksamkeitsökonomien werden von Bildern und fotografischen Praxen definiert, von Post-Photography, um den Begriff der Fachterminologie nicht zu vergessen. Die kritische Auseinandersetzung orientiert sich zunehmend an verwandten theoretischen Feldern des Visuellen. Wir möchten versuchen, die Veränderungen des Mediums Fotografie mit kritischem, aber durchaus wohlwollendem Blick zu verfolgen und suchen für die Vermittlung dieser Veränderungen nach geeigneten Gefässen.
Nadine Wietlisbach, 2016